Der Riesen-Bonsai an sich ist ja schon ein Paradoxon.
(Gemäß seiner Namensgebung ist er das eigentlich nicht, weil Bonsai, soweit ich weiß, so was wie „Landschaft in einer Schale“ bedeutet – und auch mein Riesen-Bonsai befindet sich in einer Schale, im weitesten Sinne des Wortes. In einer ca. 30 kg schweren, blau geflammten Tonschale sozusagen. Aber was hilft all die Zen-mäßige Klugscheißerei, wenn doch eh jeder Standard-Europäer beim Wort „Bonsai“ an diese niedlichen kleinen Miniatur-Dinger mit den streichholzkopfgroßen Blättchen denkt, zu deren Pflege man nur eine Nagelschere und ein ruhiges Händchen braucht. Also tun wir einfach mal so, als wüssten wir nicht um die wörtliche Bedeutung – und lassen meinen Bonsai diesem Thread zuliebe ein Paradoxon sein. Oder so.)
Jetzt hab ich ja generell gar nichts dagegen, ein zur Pflanze gewordenes stilistisches Mittel bei mir zu beherbergen – wenn dieser verdammte Bonsai bloß nicht so eine Diva wäre! Dabei ist er von IKEA!
Der Bonsai und ich hatten schon keinen guten Start. 99 Euro habe ich für ihn hingeblättert, nur damit er mir – nachdem man ihn erst einmal unter größtmöglicher Kraftanstrengung die Treppe hochgehievt hatte – sozusagen erst einmal sein gesamtes Grünzeug hinblättert. „Gib mir teuren Spezialdünger oder ich verweigere die Photosynthese!“ (Lebewesen im Haus zu haben, die Photosynthese machen, ist mir eine Herzensangelegenheit. Fühlt sich irgendwie gesünder an. Obwohl mir mein persönlicher Energieberater unlängst mitteilte, dass Pflanzen gar nicht so gesund fürs Klima seien, weil sie neben Sauerstoff eben noch andere Gase ausströmen würden. Gase – wie unheimlich! Aber: Auch Menschen dünsten ständig irgendwelche Gase aus und trotzdem lässt man sie in die Wohnung, um ein wenig Gesellschaft zu haben. Es sei denn, es sind die Zeugen Jehovas.) Ich nehme ja an, der Bonsai hat auf irgendeine freakig-transzendentale Weise Kontakt mit den ruhelosen Seelen all jener Pflanzen aufgenommen, die ich in meinem Leben schon hab eingehen lassen (es ist eine Schmach, aber es sind derer viele – ein Mini-Baby-Bonsai ist auch darunter, ich werde in der Hölle schmoren) und die nun auf der Suche nach Erlösung meine Wohnung heimsuchen. Also bekam der Bonsai seinen Dünger. Und ist gewachsen. Sollte er aber nicht. Ist ja ein Bonsai. Also standen bald alle Zeichen auf Beschneidung. Bewaffnet mit einer entsprechenden Schere und meiner IKEA-Bonsai-Gebrauchsanweisung (jahaha – Bonsais sind Bäume, für die man Gebrauchsanweisungen braucht – in zehn Sprachen!) zog Käthe also aus, um Mutter Natur (bzw. den sich durch den Dünger auf einem Höhenflug befindlichen Bonsai) in ihre Schranken zu weisen. Und wurde sofort ihrerseits in die Schranken verwiesen. Die Gebrauchsanleitung sagte nämlich, man müsse beim Beschneiden seines grünen Freundes nur zwei Dinge beachten: Man solle ihn erstens immer in seine ursprüngliche Form zurück- und man solle zweitens nie Zweige mit jungen Trieben wegschneiden. Ein gedüngter Bonsai hat aber überall junge Triebe, ganz besonders an den Stellen, deren Wachstum in seiner ursprünglichen Form nicht vorgesehen war!
Ich habe die Schere resigniert weggelegt und lasse das Paradoxon seitdem wachsen. Inzwischen hat es bereits große Ähnlichkeit mit einem schnöden Ficus Benjamini. Lebt aber und macht Photosynthese (zumindest gehe ich davon aus – und reden wir nicht über die anderen Gase). Mal ehrlich – was will ich eigentlich mit diesem neumodischen Kram?! Riesen-Bonsai – pfffth.
Man nehme bitte meinen Daumen und tunke ihn in grüne Farbe.
Nachdem Superkäthe vorgestern heldenhaft auszog, um in der mutmaßlichen Höhle des Löwen diverse Heldentaten zu vollbringen, ihr diese aber verwährt blieben, weil sich die in der Höhle ansässigen Superschurken als sympathisch-verpeilte Studimutanten entpuppten, reifte der Entschluss zu diesem kleinen Thread. Eigentlich geht es hauptsächlich darum, meinen gerade erst aus dem Dornröschenschlaf wiedererweckten Blog ritterlich am erneuten Einschlafen zu hindern, als dass ein tieferer Sinn hinter diesen Zeilen steckte.
Um es mit Meister Oogway zu sagen: „Aufgeben. Nicht aufgeben. Nudeln. Keine Nudeln.“ Wahrscheinlich beschäftige ich mich zu viel mit dem, was war und dem, was sein wird – anstatt gegenwärtig die allgegenwärtigen Blog-Themen zu erspähen, zu fassen und in meinem goldenen Web2.0-Käfig schaulaufen zu lassen.
Was mir zum Thema Nudeln einfällt: In den öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt Köln ist tatsächlich das Essen verboten. Und so kam ich vorgestern doch noch zu meiner persönlichen Heldentat, da es mir durch eine Selbstbeherrschung, die seinesgleichen sucht, gelang, meinen unbändigen Es-ist-Mittag-und-ich-hab-nur-ein-winziges-Rosinenbrötchen-gefrühstückt-Hunger bis zur Ankunft am Hauptbahnof zu zügeln, obwohl mir die Unterzuckerung bereits gewinnend zuzwinkerte: „I’m coming to get ya!“ Ha! Echte Helden können eben 5 U-Bahn-Stationen lang mit nur einem Schluck Wasser und dem bloßen Gedanken an ein Käsebrötchen überleben!
Und als letzter Beweis, dass dieser Thread kam, um die wahren Helden abzumelden, hier noch ein im Vergleich zu meinen vorangegangenen Zeilen ebenso sinnfreier kleiner Werbespot zur allgemeinen Erheiterung – OnTopic immerhin:
Tragisch: Die Caparol-Farbkarte kennt die Farbe "petrol" nicht. Was es erschwert, das Bad in dieser Farbe zu streichen.
In der alten Wohnung brummt und klackt die Heizung. Die neue Wohnung ist aufgrund diverser Durchbrüche eine Schutthalde. Rosige Zeiten - aber es wird besser.
Ich werde mir jetzt China-Futter aufwärmen und mich um die Wäsche kümmern. Soviel zum Stand der Dinge.
Erstmal den Staub von meinem Blog gewischt. Der liegt da nun ja schon ein Weilchen...
Aber diesmal muss ich gar nicht jammern - das tu ich eh viel zu oft. Es gibt nicht zu wenig zu erzählen, sondern vielleicht mal zuviel.
Das nächste Jahr ist das Jahr, in dem ich 30 werde. Was hatte ich eine Angst davor die ganzen letzten Jahre. Angst davor, dass ich Billanz ziehe und mit dem, was unterm Strich rauskommt nicht zufrieden bin. Der Gedanke hat sich in mein Hirn eingefräst.
Ich weiß auch noch, wann das war. In meiner arbeitslosen Zeit, der großen Depression. Und deshalb fühle ich mich gewillt, einen zutiefst erschütternden literarischen Versuch aus der damaligen Zeit zu veröffentlichen - wie immer bei mir nur ein Fragment. Es ist an der Zeit, sich über sich selbst lustig zu machen.
Also, here it comes. Geschrieben kurz nach Silvester vor 2 Jahren.
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Mir fehlt Schlaf.
Vielleicht ist das ja des Rätsels Lösung. Warum geht es dir denn so mies – und das schon seit Tagen? Oh, ich glaube, mir fehlt einfach Schlaf. Nichts weiter. Mach dir keine Sorgen.
Dann schlaf doch. Lass die Rollläden runter und hau dich aufs Ohr für ein paar Stündchen. Auch wenn sich die Welt dann ohne dich weiterdreht. Dir kann’s doch egal sein. Hast doch eh nichts Besseres zu tun.
Tatsache. Und der Grund, warum Schlafmangel nicht der Grund allen Übels sein kann, sondern nur ein weiteres Symptom in der Symphonie meines persönlichen Elends. Für mich gibt es nichts Besseres zu tun, als sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und mit dem Denken aufzuhören.
Alles um mich herum ist gerade dabei, munter die Standards für das zukünftige Leben festzulegen. Das Rezept hört sich so einfach an. Man nehme: einen Job, einen zukünftigen Ehepartner, eine Hochzeit, ein Haus, ein Kind. Immer fein eine Zutat nach der anderen in den großen Becher des eigenen Daseins füllen – ein imaginärer Schichtsalat des Lebens.
Kindchen, mit der Wahl des Bechers müsstest du nun aber langsam durch sein. Aber ehrlich. Du hattest ja schließlich genug Zeit, dir eine Zukunft auszudenken – in der Wiege, im Kindergarten, der Schule und auf der Universität. Jetzt muss sie aber gemacht werden, hörst du?! Frisch ans Werk und keine Müdigkeit vorgetäuscht! Dornröschenschlaf endgültig vorbei, Schätzchen!
Mir fehlt Schlaf.
Ich sitze abends vor dem Fernseher, wie ich auch schon vormittags und nachmittags vor dem Fernseher sitze. Nur abends habe ich dazu noch ein Glas Rotwein in der Hand. Eine Flasche. Und trotzdem komme ich nicht zur Ruhe.
Jetzt mach mich doch nicht fertig – ich habe doch meinen Becher schon längst. Schau! Wunderschön. Selbst zurechtgetöpfert aus Hoffnungen und Träumen. Und mit Talent, findest du nicht auch? Meiner Meinung nach steckt da viel Kreativität drin. Gib mir etwas zum Reinfüllen!
So kann das nichts werden mit der Zukunft, Kleines. Dein Becher hat keinen Boden. Du hast dir einen bodenlosen Becher getöpfert. Und dafür hast du so lange gebraucht? Für dieses Teil da? Von außen mag es ja ganz hübsch aussehen. Innovativ sogar. Aber er wird nicht halten – nicht ohne Boden. Das wird alles zusammenfallen zu einem Klumpen Ton oder sonst was. Nimm doch meinen Becher.
Bleib mir doch vom Hals mit deiner Fabrikware! Mein Becher hat sehr wohl einen Boden. Du kannst ihn nur nicht sehen. Manchmal seh ich ihn ja kaum. Aber er ist da. Ich weiß, dass er da ist. Gib mir einen Job zum Reinfüllen – mehr verlang ich ja gar nicht. Dann wirst du sehen, dass da ein Boden ist. Dass die unterste Schicht im Becher bleibt. Aber schnell muss es gehen. Da unten kleben nämlich schon ein akademischer Grad und diverse Praktika und Nebentätigkeiten. Die könnten mir verderben, wenn da nicht bald was Frisches draufkommt. Und dann kann ich den Schichtsalat wegwerfen, noch bevor ich ihn überhaupt fertig stellen konnte. Und meinen Becher gleich mit. Das bringe ich nicht über mich!
Silvester oder Wer macht den besten Schichtsalat?
Um halb neun sind die Gäste geladen.
Das ist für Silvester die perfekte Zeit. Nicht zu spät, um noch was richtig Gehaltvolles zu essen und sich so die Grundlage für die folgende Sektnipperei zu schaffen. Aber auch nicht so früh, dass man schon vor zwölf angödet und besoffen in einer Ecke hockt und das unvermeidliche Ende des ach so rauschenden Festes herbeisehnt. Halb neun ist die genau richtige Zeit!
Die ersten Gäste kommen um viertel vor acht. „Können wir noch was helfen?“
Ist das nicht ein nettes Pärchen? Kommen zu früh, um den gestressten Gastgebern zur Hand zu gehen. Und sie haben den Salat mitgebracht, um den wir sie zwecks Arbeitsteilung gebeten haben – das Dressing in einem Extraschälchen, damit da bloß nichts labbrig wird. Wie sich das gehört. „Wie lieb von euch.“ Nein. Es gibt nichts zu helfen. Eigentlich ist alles schon vorbereitet. Alles fertig – bis auf mich. „Legt doch die Jacken ab und setzt euch? Wollt ihr was trinken? Bier? Wein? Cola?“ Händeringend und ungeduscht versuche ich mich um das leibliche Wohl der Zufrühkommer zu kümmern, schmeiße schon mal gleich ein Glas kaputt, während ich mich kontinuierlich für meinen unansehnlichen Zustand entschuldige. „Aber mein Freund ist noch im Bad…“
Kurze Zeit später werde ich in Sachen Gästebetreuung von dem Guten abgeklatscht, der endlich, frisch und nach Duschgel duftend, aus dem Bad kommt. Jetzt kann ich mich endlich auch in anständige Klamotten schmeißen und mich sonst noch aufbrezeln, obwohl das jetzt ja wohl kaum noch Sinn macht, weil mich die Zufrühkommer ja schon mit Jogginghosen und fettigen Haaren gesehen haben. Gut, es kommen schließlich noch mehr Gäste. Aber die Zufrühkommer könnten eventuell petzen. Den anderen unter vorgehaltener Hand verraten, wie schrecklich ich doch ausgesehen habe. Wie ich mich gehen lasse. Wie schlecht mir die Arbeitslosigkeit und all das bekommt. Mein erster Schminkversuch misslingt und ich seh aus wie eine Fledermaus. Also wisch ich das alles nochmal runter und fang von vorne an. Das entfernte Fledermaus-MakeUp hinterlässt dunkle Schatten um die Augen. Das bessert meine Stimmung, weil ich dadurch geheimnisvoller aussehe. Zu Weihnachten hab ich Parfum gekriegt, das nach Vanille duftet und nach Veilchen und außerdem noch Hypnose heißt. Das sprüh ich mir über und werde dadurch noch geheimnisvoller und besser gelaunt. Lieber wandelndes Geheimnis als wandelndes Elend.
Zumindest äußerlich bin ich jetzt ein neuer Mensch und kann beruhigt das Bad verlassen. Es ist kurz nach halb neun, aber außer den Zufrühkommern, die im Wohnzimmer sitzen und jeweils eine Cola trinken, weil sie sich noch nicht ganz darüber einigen konnten, wer von beiden nun der Fahrer ist, sind noch keine weiteren Gäste erschienen. Der weibliche Part der Zufrühkommer drückt mir eine Rolle Luftschlangen in die Hand, die die beiden mitgebracht haben, und wir machen uns daran, unser tristes Wohnzimmer silversterlich zu verzieren. Lustige Tröten haben sie auch dabei. Solche Dinge können unter Umständen meinen Tag retten, also bin ich mal ausnahmsweise glücklich. Solange, bis der männliche Zufrühkommer wieder mit dem Haus anfängt…
Die Zufrühkommer haben nämlich im vergangenen Sommer geheiratet. Eine Bilderbuch-Hochzeit ist das gewesen, mit schnuckeliger Dorfkirche, cremefarbener Blumendekoration und diversen Tränen. „Das wurde auch Zeit“, haben alle zu den beiden gesagt, weil sie jetzt schon seit acht Jahren zusammen sind. Und weil sie schon so lange zusammen wohnen. Und weil beide Jobs mit geregeltem Einkommen haben. Warum also nicht? Der nächste Schritt war die Hochzeit – ganz klar. Und was kommt danach? Das Haus natürlich. Sollten sie lieber Bauen oder renovieren? Und wie wäre es mit einem Fertighaus? Einer Doppelhaushälfte? Wie viele Quadratmeter müssen sein, sollten sein, können sein? Und wie hoch ist der bewilligte Kredit von der Bank? Fragen über Fragen – die man am besten mit seinen Freunden diskutiert. Am besten mit denen, die gerade keinen Job haben.
Mein Freund ist wie immer voll in seinem Element, wenn es um Häuser geht. Muss an seinem Studium liegen. Ob sie schon mit dem Architekten gesprochen hätten, will er wissen. Ja? Und was hat er gesagt? Nein! Das gibt’s doch nicht!
Das gibt es wirklich nicht. Es heißt doch immer: Hier sind die Immobilienpreise im Keller. Und die Grundstückspreise auch. Jetzt muss man bauen, kaufen. Eigenheim als Geldanlage. Noch dazu kommt, dass die Zufrühkommer tatsächlich ganz hervorragend gewirtschaftet haben. Sie haben sich nicht lang durch ein Studium aufhalten lassen, sondern nach der Schule eine Ausbildung gemacht. Und jetzt haben sie schon 60.000 Euro gespart. Als Rücklage. Damit müsste doch was zu machen sein! Und trotzdem sieht es so aus, also wäre mehr nicht drin als eine Doppelhaushälfte am Stadtrand. Ansonsten kommen sie an ihre „Kotzgrenze“, wie sie es treffend nennen, was die monatlichen Raten angeht.
Ich höre zu und komme viel schneller an meine Kotzgrenze, als alle anderen Anwesenden ahnen. Nicht, dass ich die Problematik nicht nachvollziehen könnte. Nein, ich versteh schon. Vielleicht versteh ich zu gut. Die Zufrühkommer arbeiten nun beiden schon seit sagen wir mal knapp zehn Jahren. Ihre Ersparnisse sind beträchtlich – alle Achtung und Hut ab. Und trotzdem: nur Probleme! Was soll denn ich da sagen? Ja, sicher – wow - ich bin eine Akademikerin und mir stünde quasi ein Gehalt in doppelter Höhe zu, wenn man mich denn nur mal arbeiten ließe. Aber seien wir mal realistisch: Geisteswissenschaftler bekommen heute nur noch in den seltensten Fällen angemessene Gehälter, angemessene Jobs – überhaupt Jobs. Wie soll ich denn jemals die Zufrühkommer einholen? Ja klar, ich bin mit einem Ingenieur zusammen. Sicherlich wird zumindest der mal gut verdienen. Zumindest im Moment läuft alles nach Plan. Aber was ist, wenn ich gar nichts kriege? Wie lange will er mich denn durchfüttern? Und wieder habe ich dieses erschreckende Szenario im Kopf, welches mein grandioses Hirntheater täglich allein für mich aufführt: Nichts wird so laufen, wie ich mir das vorgestellt habe! Ich werde keinen Job finden, der mir gefällt. Vielleicht werde ich gar keinen finden oder einen miesen, einen schlecht bezahlten, einen öden oder unerträglichen. Es ist egal, denn das alles bedeutet: Ich kriege mein Leben nicht geregelt! Und ich kann und will nicht heiraten, bis das nicht passiert ist. Und schon gar kein Kind bekommen. Dabei hätte ich gern eins bevor ich 35 bin. Und ein Haus können wir ja wohl gleich vergessen. Vielleicht wenn wir 50 sind. Vielleicht reicht dann das Geld? Wenn ich Putzen gehe oder Kellnern?
Aber die schlimmste aller Fragen ist diese: Wann bitte wurde all das so wichtig? Eben noch war ich auf der Uni, hatte Träume und Energie und Freunde, konnte mich mit fast jedem über fast alles unterhalten – und plötzlich: Was machst du so? Denkt ihr ans heiraten? Können wir uns das leisten? Warum hast du die Bewerbung nicht schon längst weggeschickt? Was wird aus deiner Krankenversicherung? WOZU BIST DU ÜBERHAUPT AUF DER WELT, verdammt nochmal?
Ich flüchte zurück ins Badezimmer und hoffe dringlichst auf die Ankunft der nächsten Gäste. Der mit dem Wodka, wo bleibt der denn nur? Ich schaue in den Spiegel und finde die Schatten um meine Augen gar nicht mehr schön und geheimnisvoll. Müde seh ich damit aus. Also versuche ich sie mit Abdeckstift zu überpinseln. Es gelingt mir – na ja – einigermaßen. Weil es immer noch nicht geklingelt hat, setzte ich mich erstmal auf den Rand der Badewanne und versuche, meinen Kopf zu entleeren. Ich kann nicht wirklich erklären, wie ich das mache – vielleicht hat es Ähnlichkeit mit einer Meditation, nur dass es nichts mit Entspannung und so zu tun hat. Ich versuche vielmehr, all die Dinge, die immer wieder meine Depressionen auslösen, ganz schnell zu denken und es so hinter mich zu bringen. Es ist ja immer dasselbe: Kein Job, kein Selbstvertrauen, kein Talent, kein Sinn. Ich überliste meinen Verstand, indem ich ihm vorgebe, mich nun ausführlichst mit dem Sinn meiner Existenz zu beschäftigen, dabei mache ich es einfach nur gehäuft. Und dann tut mir irgendwann der Kopf weh und ich kann die einzelnen Gedanken nicht mehr voneinander trennen und dann ist nur noch ein Gedanke da: Elend. Ja. Genau. Und an diesem Punkt erübrigt sich weiteres Nachdenken, weil die einzelnen Fragen verschwinden, die einzelnen Kränkungen und Schmerzen und alles zu einer Art Weltschmerz wird, der zwar nicht besser ist als der Wust böser Gedanken, aber immerhin gezielt und erprobterweise erfolgreich von mir vor anderen verborgen werden kann. Ich schlucke eine Aspirin und fühle mich fast schon wieder bereit, ins Wohnzimmer und zu den im Leben Erfolgreicheren zurückzukehren, spüle aber zunächst noch als Ausdruck meines Elends sie grüne Luftschlange, die mir seit der Dekoration des Wohnzimmer um den Hals lag, in der Kloschüssel hinunter.
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Himmel, ging's mir da mies! Erinnert mich bitte daran, wenn ich das nächste Mal wegen der Arbeit und allem schimpfe!
Warum, fragt ihr euch jetzt, müsst ihr so etwas Kitschig-Intimes aus meiner Feder lesen? Tja, weil ich gerade munter dabei bin, mir meinen Schichtsalat rezeptfrei zusammenzuzimmern. In meinem Becher, der wohl einen Boden hat und schon immer hatte. Und im Moment hab ich so im Gefühl, dass er mir schmecken wird.
Manchmal kann es ein echtes Hindernis sein, dass im Wein (und im Whisky) die Wahrheit liegt - erfahren am eigenen Leib am gestrigen, eigentlich überaus witzigen Mitarbeiterschulungsfreizeitgestaltung-Weinprobenabend.
Eine sich ausgänglich in Topform befindliche Käthe Trinkfest durchzechte den Abend ohne größere Katastrophen bis ungefähr 2 Uhr, wo sie sich dann allerdings zu einer recht unqualifizierten Bemerkung gegenüber den ebenfalls bereits reichlich befüllten Kollegen und Kolleginnen hinreißen ließ, weil ihr der Alkohol das Herz auf die Zunge trieb. Unqualifizierte Bemerkungen haben oftmals die unschöne Eigenschaft, Katalysator für ermüdende, weil gänzlich ungewollte Diskussionen zu sein, die wiederum mit sich bringen, dass der Kopf rapide bis zu der Stufe ausnüchtert, bei der man wieder in der Lage ist, über den Grad der Unqualifiziertheit der alles auslösenden Bemerkung zu sinnieren.
Vino diavolo.
Meine Vorliebe für diverse Perversionen des Lebensmittelgenusses muss irgendwie in den Genen verankert sein - schließlich beliebte bereits meine Tante in ihrer Kindheit ihr Leberwurstbrot in den Kakao zu tunken...
Sozusagen als Icebreaker nach längerer Blogpause würde ein kleiner Beitrag über Food-Fetisch ganz gut taugen, dachte ich mir. Zumal mir ein lieber Freund jüngst eine geniale Eat-Drink-Variation zum Mitbringsel von einer Geschäftsreise nach England machte: Ribena ("Blackcurrant - Superfruits make it!") und Walkers Chips mit Roast-Chicken-Flavour. Yeah! Warum zur Hölle ist der deutsche Markt nur so eingefahren auf seine - zugegebenermaßen auch nicht immer von der Tischkante zu stoßenden - Paprika-Chips, wo die Kundschaft doch auch durch frittierte Kartoffelscheibchen mit Shrimps- oder Lammgeschmack unterhalten werden könnte? Also, mir fehlt da jedwedes Verständnis - wahrscheinlich ob der verqueren Gene.
Der ausländische Lebensmittelmarkt bietet meines Ermessens sowieso die schönsten aller Food-Perversionen. Unvergessen: das unglaublich amerikanische "You can't believe it's not butter"-Spray - mit nullkommanullnulleiner Kalorie, aber hundertprozentigem Salzbutter-Geschmack. Und das in einer Spraydose! Yeeha! Serviervorschlag: Passt gut zu gegrillten Maiskolben. Kann aber sicher ob seiner chemischen Zusammensetzung auch als CS-Gas-Ersatz verwendet werden.
Um meine Blogrückkehr gebührend zu feiern, habe ich beschlossen, den ersten Wiederkehr-Beitrag so konfus wie möglich zu gestalten und komme deshalb an dieser Stelle kurz vom Thema ab, um eine Zwischenfrage zu stellen: Ist es eigentlich nur Selbstsuggestion meinerseits, dass ich glaube, dass ausländische Lebensmittel einfach besser schmecken als die, die man beim alltäglichen Einkauf in den heimischen Einkaufswagen legt? Wie kann es sein, dass mir französischer Käse aus dem Supermarkt gleich hinter der Grenze besser schmeckt als der aus der Metro, auch wenn es sich dabei um haargenau die gleiche Marke handelt? Faszination Futter!
Jetzt aber wieder zurück zum Thema: Da ich leider nur eine einzige Tüte der leckeren Roast-Chicken-Chips besitze, muss ich mich trotz aller Freude ein wenig in Enthaltsamkeit üben und doch zu einheimischen Produkten greifen. Will heißen: ich schnapp mir jetzt mal ne Flasche Schöfferhofer-Grapefruit-Weizen und gönn mir nen Löffel Feigen-Senf-Sauce. Gibt es den Shrimps-Burger bei McDonalds noch?
Nach längerer Harry-Potter-Pause meldet sich die Käthe auf ihrem Blog zurück. Falls mich hier jemand vermisst hat...
Demnächst wieder mehr, hoffe ich. Heute aber nicht, denn ich arme Wurst bin krank. See you later!
"Wegen Überarbeitung vorübergehend geschlossen" steht auf dem imaginären Schild, das nun schon seit geraumer Zeit an der imaginären Tür meiner imaginären Bloghütte (hohoho) baumelt. Feierabends werfe ich mich derzeit lieber unmittelbar nach Schließen der Haustür aufs Sofa und gebe mich den süßen Freuden vollkommener Apathie hin, als brav am Rechner zu sitzen und einige Zeilen in mein Web2.0-Notizblog (hohoho) zu tippen.
Zwei Dinge gibt es aber doch, die ich, die letzten Tage betreffend, hier vermerken will. Da beide zu kurz und durchaus auch zu belanglos sind, um ihnen jeweils einen eigenen Thread einzuräumen, werfe ich sie euch jetzt im Doppelpack vor die Füße.
1. Frage: Seit wann bitte haben Gewitter die offizielle Genehmigung, morgens über die Welt hereinzubrechen und schlafende Käthes aus dem Schlaf zu donnern? Seit ich mich erinnern kann, gewittert es abends - und das war doch auch immer ganz nett so. Und seit wann habe ich das Bedürfnis, übers Wetter zu reden?
2. Merke: Vor wichtigen Terminen höchstens eine Brezel essen, aber niemals ein Schinken-Käse-Croissant! Vollgekrümelterweise werde ich das wohl nie lernen...
Entscheidungen zu treffen - in dem Moment, in dem sie anfallen - ist nicht die Schwierigkeit, solange der Bauch etwas dazu zu sagen hat. Danach aber innerlich zu der getroffenen Entscheidung zu stehen, will und will mir einfach nicht gelingen. Denn nachdem der Bauch die Antwort gab, tuschelt der Kopf hinterm Rücken einen von Vernunft, Verantwortung und Gewissen. Verdammt.
Und so sitze ich nun einsam und unglücklich auf meinem Thron - ich, die selbsternannte Königin der Rechtfertigungen - und verbringe meine Zeit damit, meine Entscheidung vor mir selbst zu rechtfertigen, weil ich sie bereits vor allen anderen, die es hören oder nicht hören wollten, gerechtfertigt habe. Oh, ich unglücksseelige Kreatur!
Massen von Lesern enttäuscht - Käthes Blog droht der Vernachlässigung anheim zu fallen
(Man möge es mir verzeihen, aber ich wollte mal sehen, wie es sich anfühlt, hier einen protzigen BILD-Skandal-Headliner loszulassen. Ergebnis: Na ja.)
Aber:
Wie schnell zeigen sich doch die Grenzen der Motivation zur Kreativität, sobald ein neuer medialer Zeitvertreib Einzug in die eigenen vier Wände hält...
Ich sage nur: What's a girl supposed to do? Da stellt man mir doch einfach so mal eine XBox360 vor die Nase und *zack*... Hallo Abhängigkeit!
Jetzt fahre ich virtuell Snowboard. Amped3. Wen es näher interessiert, der möge z.B. hier klicken, um zu einem (eher zufällig ausgewählten) Testbericht zu gelangen.
Wie auch immer: Keine Angst (oder Schadenfreude)! Es wird weitergehen mit meinem Blog!
Denn wie ich mich kenne, stoße ich auch in Sachen Snowboard bald an meine Grenzen - ein wirklicher Konsolen-Crack bin ich nämlich noch nicht einmal annähernd. Bis dahin werde ich jedoch weiter ausziehen, um die Pisten unsicher zu machen. *wuschwegissie*