Donnerstag, 7. Februar 2008

Verlängertes Fernsehwochenende

Zur Erheiterung hier ein paar Zitate, gesammelt während eines durchglotzten Faschingswochenendes:

Interessant - wenn es nach uns Dieter "Ich-produzier-Rotz" Bohlen geht, hätte sich Mr. Charisma Koch in Hessen gar nicht so populistisch ins Zeug legen müssen hinsichtlich der Jugendkriminalität. Denn Bohlen fand beim interessiert spielenden Kerner eine einfache Lösung des Problems: "Würden die Jugendlichen mehr Sport machen, also täglich 20 Kilometer rennen oder so, dann wären sie auch nicht so aggro." Aha. Mehr Sport. Dachte sich auch Johannes B., der sich die ausnahmsweise mal angebrachte Anmerkung erlaubte, dass die Jugendlichen dadurch jedoch auch keine Lehrstelle bekämen. Und nun, Herr Bohlen? "Aber, aber, aber… ich mach doch auch Sport." (Sinngemäß). Ach so.

Sympathischer war da doch fast der österreichische Mysto Man bei Uri Gellers Castingshow für Möchtegern-Dumbledors, der eine der gerade verfügbaren B-Promi-Damen nach ihrer sensorischen Erfahrung ob eines verfluchten Beistelltischchens befragte: "Hast du kalt? Kriegst du Hühnerhaut?" Maaaaan, das ist live - da wird man schon mal nervös!

Die Berufsbezeichnung "Mentalist" mag ja schon seltsam anmuten, aber die modernen Zeiten haben noch ganz andere Berufe zu bieten, wie ich gestern von einer Doku auf n-tv lernte, bei der es um Windel-Marktforschung ging. Die Ergebnisse der diesbezüglichen Studien interessierten nämlich laut Doku nicht nur die Windelproduzenten, sondern auch Forscher und - jetzt kommt's - die Superabsorber-Spezialisten. Und was willst du mal werden, wenn du groß bist?

Während der WM ist mir doch glatt entgangen, welch lustige ungewollte Wortspiele Fußball-Kommentatoren von sich geben müssen, wenn einer der Spieler "Lahm" heißt. Das konnte ich gestern beim Freundschaftsspiel Österreich-Deutschland nachholen, als der Kommentator treffend feststellte: "Lahm war da einfach nicht schnell genug." Logisch, irgendwie. Und dann spielt auf österreichischer Seite auch noch ein Herr namens Standfest.

Aber mein Lieblingszitat entstammt der unübertrefflichen Ich-komm-und-mach-dein-Haus-schön-Show "Einsatz in 4 Wänden", in der die Off-Stimme zur Novellierung des Bades, im Speziellen der Dusche, bemerkte: "Im alten Bad spuckte eine vergammelte Brause nur noch traurige Tropfen." Bei uns in der Wohnung wurde mittlerweile übrigens der Schutthaufen entfernt und durch einen neuen ersetzt.

Montag, 4. Februar 2008

Rosenmontag

Wie es immer ist: Viel Zeit. Keine Einfälle.

Tragisch: Die Caparol-Farbkarte kennt die Farbe "petrol" nicht. Was es erschwert, das Bad in dieser Farbe zu streichen.
In der alten Wohnung brummt und klackt die Heizung. Die neue Wohnung ist aufgrund diverser Durchbrüche eine Schutthalde. Rosige Zeiten - aber es wird besser.
Ich werde mir jetzt China-Futter aufwärmen und mich um die Wäsche kümmern. Soviel zum Stand der Dinge.

Mittwoch, 23. Januar 2008

Auf Wiedersehen, Heath Ledger.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Devils & Gods

Ich glaube, die Musikredaktion von "Einsatz in 4 Wänden spezial" hatte so ihren Spaß, als sie die Songs für die Sendung letzten Montag auswählte. Ein dickes Lob von meiner Seite - ich hab mich amüsiert.
Zur Erläuterung: Tines Mission in der Sendung von Montag war die Renovierung eines denkmalgeschützten Hauses, in dem eine doch recht verranzte Familie (man möge mich entschuldigen) bislang eher gehaust als gewohnt hatte. Die Geschichte der Familie in Stichpunkten: Vater arbeitsloser Schreiner und nahezu taub, Mutter streng gläubig und übergewichtig, Sohn 1 (von 4) in seiner Entwicklung zurückgeblieben und - dem Zustand der Wände in seinem Zimmer nach zu beurteilen - ein Fall für die Supernanny, Sohn 2 (der älteste) bei einem durch den maroden Zustand des Hauses ausgelösten Zimmerbrand beinahe ums Leben gekommen und angeblich dem Satanismus und Okkultismus frönend.
Betrachtet man diese Stichpunkte, wird dem aufmerksamen Leser gewahr, dass hier einiges an Konfliktpotential schlummert, das dann noch weit augenscheinlicher wurde, als die Christen-Mama vor der Kamera erklärte, ihr Sohn (der übrigens seit dem Brand eine verkrüppelte Hand und diverse Hautschäden hat) solle sich über das hausinterne Inferno nicht wundern, denn: "Wer mit dem Teufel spielt, nach dessen Hand greift er auch." Im wahrsten Sinne des Wortes. (Übrigens: Laut Aussage der Mutter ist Okkultismus noch viel gefährlicher als Satanismus - mit den Geistern solle man sich erst recht nicht anlegen. Aber das tut weniger zur Sache.)
RTL jedenfalls nahm sich diese Anekdote zum Anlass, um "einen Glaubenskrieg zwischen Mutter und Sohn" auszurufen. Moment, dachte sich da die Musikredaktion, wenn das nicht mal ein wunderschönes Leitthema für die Musikauswahl ist?! Und es lässt sich noch dazu recht hübsch mit dem Renovierungsmotiv verbinden! Wie? Na so:

Während der Den-alten-Mist-in-den-Schredder-schmeiß-und-wild-herumwerkel-Phase spielte die Tine-Wittler-Background-Jukebox unter anderem:

Kylie Minogue - Better the devil you know
Sandra - Maria Magdalena (You're a creature of the night. Meine Güte.)
Pet Shop Boys - It's a sin
Elvis Presley - Devil in disguise (und das beim Verkleiden [!] des Kamins [!])
Boney M. - By the rivers of Babylon (passend zu dem von der Kamera begleiteten Paddelboot-Familienausflug der Glaubenskrieger)
Mein Favorit: Die Filmmusik von Gottes Werk und Teufels Beitrag

Als die Familie dann endlich in ihre neue Wohlfühloasen-Traumwohnung einziehen durfte, konnte das folgerichtig natürlich nur begleitet werden durch:

Belinda Carlisle - Heaven is a place on earth

Weiter so, meine Damen und Herren!

Donnerstag, 10. Januar 2008

Der Apfel fällt nicht weit vom... hä?

Gestern vor dem Schlafengehen sah ich durch Zufall noch die letzten Minuten einer auf Vox ausgestrahlten BBC-Doku über merkwürdige Wetterphänomene und möchte hier eine kurze Episode daraus zum Besten geben, die… na ja … eben merkwürdig ist.
Die Doku berichtete von einem englischen Ehepaar, dass in einer windstillen und ruhigen Nacht gerade zu Bett gehen wollte, als die Dame des Hauses seltsame Geräusche von draußen vernahm. (Leider entgehen euch an dieser Stelle die grandiosen Imitationen dieser Geräusche durch die Betroffenen - sie lagen zwischen einem tiefen Summen und einem Zischen. Am ehesten waren es wohl diverse "WUSCH"s.) Madame eilte daraufhin hinaus und blickte gen Himmel, von wo ihr zunächst undefinierbare runde Gegenstände entgegenfielen, die laut ihrer eigenen Aussage zu groß für Hagelkörner gewesen seien. Verständlicherweise flüchtete sich die Dame zurück ins Haus, wo sie und ihr Mann auf das Ende des noch nicht identifizierten Regens warteten, dass auch bald erfolgte. Als beide danach in den Vorgarten zurückkehrten, mussten sie feststellen, dass es Äpfel geregnet hatte. Besonders fasziniert habe ihn, so erklärte der englische Herr, dass es verschiedene Sorten gewesen seien - von Boskop über Granny Smith bis hin zu Braeburn.
Merkwürdig genug soweit. Aber noch merkwürdiger erschien mir, die ich sofort einen plötzlichen Ladungsverlust eines Obst- und Gemüsefliegers vermutete, die Erklärung des Apfel-Regens durch die BBC. Der Off-Sprecher mit der obligatorisch mysteriösen Stimme verkündete nämlich, "die einzig mögliche Erklärung" sei, dass ein Tornado irgendwo auf der Welt die Äpfel mit solch einer Kraft mitgerissen hätte, dass diese dadurch die Erdatmosphäre verlassen hätten, um später wieder in die Atmosphäre einzutreten und im Garten des englischen Pärchens daniederzuregnen. Hä? Klar.

Mittwoch, 2. Januar 2008

Willkommen in 2008!

Ein neues Jahr bricht an, Freunde! Das Beste hoffend (und wie gewohnt natürlich nicht auf das Schlimmste gefasst) blicke ich den kommenden Tagen, Wochen und Monaten entgegen... Doch, es könnte ein gutes Jahr werden.

Und ihr, meine Lieben? Seid ihr gut gerutscht?

Donnerstag, 29. November 2007

*hust*

Erstmal den Staub von meinem Blog gewischt. Der liegt da nun ja schon ein Weilchen...
Aber diesmal muss ich gar nicht jammern - das tu ich eh viel zu oft. Es gibt nicht zu wenig zu erzählen, sondern vielleicht mal zuviel.
Das nächste Jahr ist das Jahr, in dem ich 30 werde. Was hatte ich eine Angst davor die ganzen letzten Jahre. Angst davor, dass ich Billanz ziehe und mit dem, was unterm Strich rauskommt nicht zufrieden bin. Der Gedanke hat sich in mein Hirn eingefräst.
Ich weiß auch noch, wann das war. In meiner arbeitslosen Zeit, der großen Depression. Und deshalb fühle ich mich gewillt, einen zutiefst erschütternden literarischen Versuch aus der damaligen Zeit zu veröffentlichen - wie immer bei mir nur ein Fragment. Es ist an der Zeit, sich über sich selbst lustig zu machen.
Also, here it comes. Geschrieben kurz nach Silvester vor 2 Jahren.

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Mir fehlt Schlaf.
Vielleicht ist das ja des Rätsels Lösung. Warum geht es dir denn so mies – und das schon seit Tagen? Oh, ich glaube, mir fehlt einfach Schlaf. Nichts weiter. Mach dir keine Sorgen.
Dann schlaf doch. Lass die Rollläden runter und hau dich aufs Ohr für ein paar Stündchen. Auch wenn sich die Welt dann ohne dich weiterdreht. Dir kann’s doch egal sein. Hast doch eh nichts Besseres zu tun.
Tatsache. Und der Grund, warum Schlafmangel nicht der Grund allen Übels sein kann, sondern nur ein weiteres Symptom in der Symphonie meines persönlichen Elends. Für mich gibt es nichts Besseres zu tun, als sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und mit dem Denken aufzuhören.

Alles um mich herum ist gerade dabei, munter die Standards für das zukünftige Leben festzulegen. Das Rezept hört sich so einfach an. Man nehme: einen Job, einen zukünftigen Ehepartner, eine Hochzeit, ein Haus, ein Kind. Immer fein eine Zutat nach der anderen in den großen Becher des eigenen Daseins füllen – ein imaginärer Schichtsalat des Lebens.
Kindchen, mit der Wahl des Bechers müsstest du nun aber langsam durch sein. Aber ehrlich. Du hattest ja schließlich genug Zeit, dir eine Zukunft auszudenken – in der Wiege, im Kindergarten, der Schule und auf der Universität. Jetzt muss sie aber gemacht werden, hörst du?! Frisch ans Werk und keine Müdigkeit vorgetäuscht! Dornröschenschlaf endgültig vorbei, Schätzchen!

Mir fehlt Schlaf.
Ich sitze abends vor dem Fernseher, wie ich auch schon vormittags und nachmittags vor dem Fernseher sitze. Nur abends habe ich dazu noch ein Glas Rotwein in der Hand. Eine Flasche. Und trotzdem komme ich nicht zur Ruhe.

Jetzt mach mich doch nicht fertig – ich habe doch meinen Becher schon längst. Schau! Wunderschön. Selbst zurechtgetöpfert aus Hoffnungen und Träumen. Und mit Talent, findest du nicht auch? Meiner Meinung nach steckt da viel Kreativität drin. Gib mir etwas zum Reinfüllen!
So kann das nichts werden mit der Zukunft, Kleines. Dein Becher hat keinen Boden. Du hast dir einen bodenlosen Becher getöpfert. Und dafür hast du so lange gebraucht? Für dieses Teil da? Von außen mag es ja ganz hübsch aussehen. Innovativ sogar. Aber er wird nicht halten – nicht ohne Boden. Das wird alles zusammenfallen zu einem Klumpen Ton oder sonst was. Nimm doch meinen Becher.
Bleib mir doch vom Hals mit deiner Fabrikware! Mein Becher hat sehr wohl einen Boden. Du kannst ihn nur nicht sehen. Manchmal seh ich ihn ja kaum. Aber er ist da. Ich weiß, dass er da ist. Gib mir einen Job zum Reinfüllen – mehr verlang ich ja gar nicht. Dann wirst du sehen, dass da ein Boden ist. Dass die unterste Schicht im Becher bleibt. Aber schnell muss es gehen. Da unten kleben nämlich schon ein akademischer Grad und diverse Praktika und Nebentätigkeiten. Die könnten mir verderben, wenn da nicht bald was Frisches draufkommt. Und dann kann ich den Schichtsalat wegwerfen, noch bevor ich ihn überhaupt fertig stellen konnte. Und meinen Becher gleich mit. Das bringe ich nicht über mich!

Silvester oder Wer macht den besten Schichtsalat?
Um halb neun sind die Gäste geladen.
Das ist für Silvester die perfekte Zeit. Nicht zu spät, um noch was richtig Gehaltvolles zu essen und sich so die Grundlage für die folgende Sektnipperei zu schaffen. Aber auch nicht so früh, dass man schon vor zwölf angödet und besoffen in einer Ecke hockt und das unvermeidliche Ende des ach so rauschenden Festes herbeisehnt. Halb neun ist die genau richtige Zeit!
Die ersten Gäste kommen um viertel vor acht. „Können wir noch was helfen?“
Ist das nicht ein nettes Pärchen? Kommen zu früh, um den gestressten Gastgebern zur Hand zu gehen. Und sie haben den Salat mitgebracht, um den wir sie zwecks Arbeitsteilung gebeten haben – das Dressing in einem Extraschälchen, damit da bloß nichts labbrig wird. Wie sich das gehört. „Wie lieb von euch.“ Nein. Es gibt nichts zu helfen. Eigentlich ist alles schon vorbereitet. Alles fertig – bis auf mich. „Legt doch die Jacken ab und setzt euch? Wollt ihr was trinken? Bier? Wein? Cola?“ Händeringend und ungeduscht versuche ich mich um das leibliche Wohl der Zufrühkommer zu kümmern, schmeiße schon mal gleich ein Glas kaputt, während ich mich kontinuierlich für meinen unansehnlichen Zustand entschuldige. „Aber mein Freund ist noch im Bad…“
Kurze Zeit später werde ich in Sachen Gästebetreuung von dem Guten abgeklatscht, der endlich, frisch und nach Duschgel duftend, aus dem Bad kommt. Jetzt kann ich mich endlich auch in anständige Klamotten schmeißen und mich sonst noch aufbrezeln, obwohl das jetzt ja wohl kaum noch Sinn macht, weil mich die Zufrühkommer ja schon mit Jogginghosen und fettigen Haaren gesehen haben. Gut, es kommen schließlich noch mehr Gäste. Aber die Zufrühkommer könnten eventuell petzen. Den anderen unter vorgehaltener Hand verraten, wie schrecklich ich doch ausgesehen habe. Wie ich mich gehen lasse. Wie schlecht mir die Arbeitslosigkeit und all das bekommt. Mein erster Schminkversuch misslingt und ich seh aus wie eine Fledermaus. Also wisch ich das alles nochmal runter und fang von vorne an. Das entfernte Fledermaus-MakeUp hinterlässt dunkle Schatten um die Augen. Das bessert meine Stimmung, weil ich dadurch geheimnisvoller aussehe. Zu Weihnachten hab ich Parfum gekriegt, das nach Vanille duftet und nach Veilchen und außerdem noch Hypnose heißt. Das sprüh ich mir über und werde dadurch noch geheimnisvoller und besser gelaunt. Lieber wandelndes Geheimnis als wandelndes Elend.
Zumindest äußerlich bin ich jetzt ein neuer Mensch und kann beruhigt das Bad verlassen. Es ist kurz nach halb neun, aber außer den Zufrühkommern, die im Wohnzimmer sitzen und jeweils eine Cola trinken, weil sie sich noch nicht ganz darüber einigen konnten, wer von beiden nun der Fahrer ist, sind noch keine weiteren Gäste erschienen. Der weibliche Part der Zufrühkommer drückt mir eine Rolle Luftschlangen in die Hand, die die beiden mitgebracht haben, und wir machen uns daran, unser tristes Wohnzimmer silversterlich zu verzieren. Lustige Tröten haben sie auch dabei. Solche Dinge können unter Umständen meinen Tag retten, also bin ich mal ausnahmsweise glücklich. Solange, bis der männliche Zufrühkommer wieder mit dem Haus anfängt…
Die Zufrühkommer haben nämlich im vergangenen Sommer geheiratet. Eine Bilderbuch-Hochzeit ist das gewesen, mit schnuckeliger Dorfkirche, cremefarbener Blumendekoration und diversen Tränen. „Das wurde auch Zeit“, haben alle zu den beiden gesagt, weil sie jetzt schon seit acht Jahren zusammen sind. Und weil sie schon so lange zusammen wohnen. Und weil beide Jobs mit geregeltem Einkommen haben. Warum also nicht? Der nächste Schritt war die Hochzeit – ganz klar. Und was kommt danach? Das Haus natürlich. Sollten sie lieber Bauen oder renovieren? Und wie wäre es mit einem Fertighaus? Einer Doppelhaushälfte? Wie viele Quadratmeter müssen sein, sollten sein, können sein? Und wie hoch ist der bewilligte Kredit von der Bank? Fragen über Fragen – die man am besten mit seinen Freunden diskutiert. Am besten mit denen, die gerade keinen Job haben.
Mein Freund ist wie immer voll in seinem Element, wenn es um Häuser geht. Muss an seinem Studium liegen. Ob sie schon mit dem Architekten gesprochen hätten, will er wissen. Ja? Und was hat er gesagt? Nein! Das gibt’s doch nicht!
Das gibt es wirklich nicht. Es heißt doch immer: Hier sind die Immobilienpreise im Keller. Und die Grundstückspreise auch. Jetzt muss man bauen, kaufen. Eigenheim als Geldanlage. Noch dazu kommt, dass die Zufrühkommer tatsächlich ganz hervorragend gewirtschaftet haben. Sie haben sich nicht lang durch ein Studium aufhalten lassen, sondern nach der Schule eine Ausbildung gemacht. Und jetzt haben sie schon 60.000 Euro gespart. Als Rücklage. Damit müsste doch was zu machen sein! Und trotzdem sieht es so aus, also wäre mehr nicht drin als eine Doppelhaushälfte am Stadtrand. Ansonsten kommen sie an ihre „Kotzgrenze“, wie sie es treffend nennen, was die monatlichen Raten angeht.
Ich höre zu und komme viel schneller an meine Kotzgrenze, als alle anderen Anwesenden ahnen. Nicht, dass ich die Problematik nicht nachvollziehen könnte. Nein, ich versteh schon. Vielleicht versteh ich zu gut. Die Zufrühkommer arbeiten nun beiden schon seit sagen wir mal knapp zehn Jahren. Ihre Ersparnisse sind beträchtlich – alle Achtung und Hut ab. Und trotzdem: nur Probleme! Was soll denn ich da sagen? Ja, sicher – wow - ich bin eine Akademikerin und mir stünde quasi ein Gehalt in doppelter Höhe zu, wenn man mich denn nur mal arbeiten ließe. Aber seien wir mal realistisch: Geisteswissenschaftler bekommen heute nur noch in den seltensten Fällen angemessene Gehälter, angemessene Jobs – überhaupt Jobs. Wie soll ich denn jemals die Zufrühkommer einholen? Ja klar, ich bin mit einem Ingenieur zusammen. Sicherlich wird zumindest der mal gut verdienen. Zumindest im Moment läuft alles nach Plan. Aber was ist, wenn ich gar nichts kriege? Wie lange will er mich denn durchfüttern? Und wieder habe ich dieses erschreckende Szenario im Kopf, welches mein grandioses Hirntheater täglich allein für mich aufführt: Nichts wird so laufen, wie ich mir das vorgestellt habe! Ich werde keinen Job finden, der mir gefällt. Vielleicht werde ich gar keinen finden oder einen miesen, einen schlecht bezahlten, einen öden oder unerträglichen. Es ist egal, denn das alles bedeutet: Ich kriege mein Leben nicht geregelt! Und ich kann und will nicht heiraten, bis das nicht passiert ist. Und schon gar kein Kind bekommen. Dabei hätte ich gern eins bevor ich 35 bin. Und ein Haus können wir ja wohl gleich vergessen. Vielleicht wenn wir 50 sind. Vielleicht reicht dann das Geld? Wenn ich Putzen gehe oder Kellnern?
Aber die schlimmste aller Fragen ist diese: Wann bitte wurde all das so wichtig? Eben noch war ich auf der Uni, hatte Träume und Energie und Freunde, konnte mich mit fast jedem über fast alles unterhalten – und plötzlich: Was machst du so? Denkt ihr ans heiraten? Können wir uns das leisten? Warum hast du die Bewerbung nicht schon längst weggeschickt? Was wird aus deiner Krankenversicherung? WOZU BIST DU ÜBERHAUPT AUF DER WELT, verdammt nochmal?
Ich flüchte zurück ins Badezimmer und hoffe dringlichst auf die Ankunft der nächsten Gäste. Der mit dem Wodka, wo bleibt der denn nur? Ich schaue in den Spiegel und finde die Schatten um meine Augen gar nicht mehr schön und geheimnisvoll. Müde seh ich damit aus. Also versuche ich sie mit Abdeckstift zu überpinseln. Es gelingt mir – na ja – einigermaßen. Weil es immer noch nicht geklingelt hat, setzte ich mich erstmal auf den Rand der Badewanne und versuche, meinen Kopf zu entleeren. Ich kann nicht wirklich erklären, wie ich das mache – vielleicht hat es Ähnlichkeit mit einer Meditation, nur dass es nichts mit Entspannung und so zu tun hat. Ich versuche vielmehr, all die Dinge, die immer wieder meine Depressionen auslösen, ganz schnell zu denken und es so hinter mich zu bringen. Es ist ja immer dasselbe: Kein Job, kein Selbstvertrauen, kein Talent, kein Sinn. Ich überliste meinen Verstand, indem ich ihm vorgebe, mich nun ausführlichst mit dem Sinn meiner Existenz zu beschäftigen, dabei mache ich es einfach nur gehäuft. Und dann tut mir irgendwann der Kopf weh und ich kann die einzelnen Gedanken nicht mehr voneinander trennen und dann ist nur noch ein Gedanke da: Elend. Ja. Genau. Und an diesem Punkt erübrigt sich weiteres Nachdenken, weil die einzelnen Fragen verschwinden, die einzelnen Kränkungen und Schmerzen und alles zu einer Art Weltschmerz wird, der zwar nicht besser ist als der Wust böser Gedanken, aber immerhin gezielt und erprobterweise erfolgreich von mir vor anderen verborgen werden kann. Ich schlucke eine Aspirin und fühle mich fast schon wieder bereit, ins Wohnzimmer und zu den im Leben Erfolgreicheren zurückzukehren, spüle aber zunächst noch als Ausdruck meines Elends sie grüne Luftschlange, die mir seit der Dekoration des Wohnzimmer um den Hals lag, in der Kloschüssel hinunter.

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Himmel, ging's mir da mies! Erinnert mich bitte daran, wenn ich das nächste Mal wegen der Arbeit und allem schimpfe!
Warum, fragt ihr euch jetzt, müsst ihr so etwas Kitschig-Intimes aus meiner Feder lesen? Tja, weil ich gerade munter dabei bin, mir meinen Schichtsalat rezeptfrei zusammenzuzimmern. In meinem Becher, der wohl einen Boden hat und schon immer hatte. Und im Moment hab ich so im Gefühl, dass er mir schmecken wird.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Ist es nicht Ironie des Schicksals,...

...dass der Geschäftsführer der USK ausgerechnet Klaus Spieler heißt?! *lol*

The Good, the Bad und die Käthe

Alltägliches und Außergewöhnliches

Was bisher geschah...

Prinzessinen und Monstertöter...
Mit offensichtlich knapp einmonatiger Verspätung ereilte...
DieKäthe - 22. Okt, 10:04
Is' was, Doc?
Oder: Ein innenarchitektonischer Streifzug durch diverse...
DieKäthe - 19. Okt, 19:52
Endsommer-Wehmut
Schwermütig beobachte ich die dicken Regentropfen,...
DieKäthe - 4. Sep, 16:29
Eine Reis-Plantage...
...in der Wohnung - das wäre dann in der Tat avantgardistisch....
DieKäthe - 11. Aug, 08:00
Die Milch macht's
Wo Helden streunern, sind heiratswütige Prinzessinnen...
DieKäthe - 10. Aug, 14:17

Und du bist...

Du bist nicht angemeldet.

Im Zug hört die Käthe momentan:

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Zuletzt aktualisiert: 22. Okt, 10:04

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